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Baku, Aserbaidschan six points

Seit dem Eurovision Song Contest 2012 weiß jedes Kind, dass Baku die Hauptstadt von Aserbaidschan ist. Dass die Demokratie noch zu wünschen übrig lässt, wissen schon weniger Deutsche. Doch der Tourismus könnte zu mehr Toleranz und Offenheit führen.
Baku
Knapp 10.000 Deutsche sind 2010 nach Aserbaidschan gereist, also in einem ganzen Jahr. Ebenso viele Deutsche fahren im Sommer nach Mallorca. Allerdings pro Tag. Die Regierung von Aserbaidschan hat den ESC als ganz große Show genutzt, die Aufmerksamkeit für das Land stand an erster Stelle. Aber es gibt noch viel zu tun.

Aserbaidschan ist konservativ, Baku nicht viel besser

Aserbaidschan ist wunderschön am Meer gelegen, das Land liegt zwischen dem Kaukasus und dem Kaspischen Meer. Eingebettet in Vorderasien grenzt der Staat an Russland, Georgien, Iran und Armenien, über eine Exklave auch an die Türkei. Die geographische Lage verrät dementsprechend auch schon viel über die Kultur des Landes. Die Menschen sind muslimisch geprägt, wenn auch gemäßigt. Als Aserbaidschanische Sozialistische Sowjetrepublik gehörte Aserbaidschan bis 1991 offiziell zur Sowjetuntion, russisch ist noch immer wichtiger Bestandteil der Sprache und der Menschen. Teilweise wurden die Bewohner damals säkularisiert, weshalb sich nur zehn Prozent der Aserbaidschaner als praktizierende Muslims sehen. Nach dem Zusammenfall haben sich zwar wieder mehr Menschen dem Islam zugewandt, eine Radikalisierung ist jedoch nicht erfolgt.

Schwul sein ist erlaubt aber geächtet

So sind die ca. 9 Millionen Einwohner irgendwo zwischen Europa und Asien, die Todesstrafe seit 1998 abgeschaft und schwul sein offiziell legal. Diese Schritte allerdings wurden vor allem für die westliche Welt unternommen, doch die Motivation ist nebensächlich wenn sich denn etwas für die Menschen ändert. So haben viele Medien die Chance genutzt, die Probleme in Aserbaidschan anzuprangern. Für den ESC wurden ganze Häuser abgerissen, da ein neuer Veranstaltungsort gebaut wurde, die ehemaligen Bewohner hatten weder Mitspracherecht noch wurden sie entschädigt. Im Parlament sitzt keine Oppositionspartei, die Pressefreiheit ist sehr schlecht, Blogger müssen mit Strafen aufgrund von „Rowdytum“ rechnen, an Couchsurfing ist nicht zu denken. Fast alle Zeitungen regierungskonform, der Korruptionsindex hievt das Land auf Platz 143 von 183, also auch hier ist Aserbaidschan ganz hinten.

Der mediale Druck hilft von Baku bis Berlin

Politische Häftlinge konnten durch die mediale Aufmerksamkeit mit Hilfe von Demonstranten rechnen, die Menschen gingen für demokratische Reformen auf die Straße. Die Kundgebungen waren oft sogar von der Regierung genehmigt und verliefen ohne Zwischenfälle. Es gibt also Hoffnung, wennauch Aserbaidschan wohl kein zweites Spanien wird.

Zusätzlich ist Aserbaidschan wichtig für den Westen, wird also auch in Zukunft versuchen müssen, mit der Modernisierung Schritt zu halten. Immerhin dient der Staat als Teil der Gas- und Energieversorgung durch die Nabucco-Pipeline und die Energie aus Zentralasien. Land, Leute und Architektur können sich sehen lassen und sind schon jetzt eine Reise wert. Die Sicherheit ist in Aserbaidschan ist sehr gut, die Kriminalitätsrate relativ niedrig, auch Trekkingtouren bieten sich an. Trotzdem muss man die Konfliktregion Bergkarabach meiden, ebenso sollte man sich über Bezirke informieren, in denen mit Minen gerechnet werden muss. Jetzt gilt es, die politischen Umstände zu verbessern, dann steht dem Tourismus nichts mehr im Weg und auch die Bevölkerung profitiert.

Img: Fotolia, 41717626, Elnur

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